Wanderung auf den Lilienstein: Ein magischer Herbstmorgen
Es ist 4:30 Uhr morgens, als mein Wecker klingelt. Ein kรผhler Herbstmorgen, die Dunkelheit noch allgegenwรคrtig. Doch ich bin voller Vorfreude, denn heute habe ich mir ein ganz besonderes Ziel vorgenommen: den Lilienstein in der Sรคchsischen Schweiz. Der Plan? Den Sonnenaufgang รผber der Elbe einfangen, wรคhrend der Herbstnebel die Landschaft in magische Schwaden hรผllt.
Nachdem ich mich warm angezogen und meine Kameraausrรผstung zusammengepackt habe, mache ich mich auf den Weg. Stirnlampe auf dem Kopf, Stativ auf dem Rรผcken und die Kamera griffbereit โ es geht los. Die Wanderung zum Lilienstein ist im Dunkeln eine ganz eigene Erfahrung. Der schmale Pfad, den ich folge, wird nur von dem schmalen Lichtkegel meiner Lampe erleuchtet. Die Stille der Nacht ist fast greifbar, abgesehen von den eigenen Schritten, die sanft im Laub knistern.
Nach etwa einer Stunde Aufstieg erreiche ich das Plateau. Ich bin pรผnktlich: Der Horizont zeigt bereits erste Anzeichen des bevorstehenden Sonnenaufgangs. Ich richte mein Stativ auf, die Kamera startklar, und atme tief durch. Der Anblick ist รผberwรคltigend: Unter mir die Elbe – ein stiller Fluss, wรคhrend dichte Nebelschwaden รผber dem Wasser wabern. Es fรผhlt sich an, als hรคtte die Natur den Atem angehalten, nur um diesen Augenblick perfekt zu inszenieren.

Und ich bin nicht allein. Auf dem Plateau des Liliensteins treffe ich auf mehrere Gleichgesinnte. Auch sie sind mit ihren Stativen bewaffnet und bereiten sich darauf vor, das Schauspiel festzuhalten. Wir lรคcheln uns kurz zu โ eine stille Verstรคndigung unter Fotografen, die genau wissen, warum sie so frรผh aufgestanden sind. Jeder von uns ist in seinem eigenen kleinen Kosmos, vertieft in die Einstellungen der Kamera, den perfekten Bildausschnitt im Fokus. Doch gleichzeitig verbindet uns die gemeinsame Faszination fรผr diesen besonderen Moment.
Dann ist es soweit: Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Wolken und tauchen die Landschaft in ein goldenes Licht. Der Nebel, der die Elbe fast mystisch umschlingt, leuchtet nun sanft im Morgenlicht. Es ist dieser Augenblick, den ich festhalten wollte โ der Kontrast zwischen dem warmen, goldenen Schein der aufgehenden Sonne und den kรผhlen Nebelschwaden, die die herbstliche Landschaft verhรผllen. Jeder Klick meiner Kamera fรผhlt sich wie ein kleiner Triumph an, als wรผrde ich ein Stรผck der Magie einfangen.




Das Spiel von Licht und Schatten dauert nicht lange, aber die wenigen Minuten sind es wert. Als die Sonne weiter aufsteigt und der Nebel langsam verschwindet, packen wir unsere Ausrรผstung zusammen. Einige der Fotografen bleiben noch, andere โ wie ich โ machen sich langsam auf den Rรผckweg, erfรผllt von dem Gefรผhl, einen ganz besonderen Moment erlebt und festgehalten zu haben.



Die Wanderung zurรผck ins Tal verlรคuft ruhiger, begleitet von dem allmรคhlichen Erwachen der Natur um mich herum. Wรคhrend ich gehe, werfe ich immer wieder einen Blick auf die Bilder auf meiner Kamera und kann es kaum erwarten, sie spรคter zu bearbeiten. Doch jetzt, in diesem Moment, bin ich einfach nur dankbar fรผr die frische Herbstluft, die Stille der frรผhen Morgenstunden und die magischen Nebelschwaden รผber der Elbe.

Wenn du ein Fotografie-Enthusiast bist und die Mรถglichkeit hast, den Lilienstein im Herbst zu besuchen, dann kann ich dir nur empfehlen, einmal frรผh aufzustehen und den Sonnenaufgang selbst zu erleben. Es ist eine Herausforderung, die sich in jeder Hinsicht lohnt โ nicht nur fรผr die Fotos, sondern auch fรผr die einzigartige Stimmung, die diesen Ort zu dieser Zeit durchdringt.


