Ein Ausflug zum alten Militärflughafen
An einem grauen, trüben Dienstagmorgen packte ich mein Kameraequipment zusammen und machte mich auf den Weg zu einem Lost Place, der schon lange auf meiner Liste stand: der ehemalige Fliegerhorst Schönwalde, nordwestlich von Berlin gelegen. Einst ein bedeutender Militärflughafen, errichtet in den 1930er-Jahren, diente er der Luftwaffe des Dritten Reichs und wurde später von den sowjetischen Streitkräften genutzt. Heute ist von der einstigen militärischen Bedeutung kaum noch etwas zu spüren – stattdessen liegt das riesige Gelände in einem fortgeschrittenen Zustand des Verfalls.



Der Zugang gestaltete sich erstaunlich einfach, denn das Gelände ist an vielen Stellen offen. Während ich über die vernarbten Asphaltwege schlenderte, spürte ich sofort die typische Lost-Place-Atmosphäre: eine Mischung aus Stille, Verfall und der ständigen Neugier, was hinter der nächsten Ecke auf mich wartet. Der markanteste Punkt des Geländes ist sicherlich der alte Tower, auch wenn das Glas längst aus den Fenstern verschwunden ist und die Metallrahmen vom Rost zerfressen werden.






Fotografisch war der Ausflug keine spannende Erfahrung. Das Licht war an diesem Tag diffus und matt – die Sonne versteckte sich hinter einem dichten Wolkenschleier. Hartes Lichtspiel oder interessante Schattenverläufe? Fehlanzeige. Dennoch habe ich versucht, das Beste aus der Stimmung herauszuholen und mit gezielter Belichtung und Perspektive zu arbeiten, um zumindest etwas Tiefe in die Fotos zu bringen.






Ein kleiner Moment der Überraschung: Auf einem der asphaltierten Wege begegnete mir eine große, dicke Raupe, die gemächlich meinen Weg kreuzte. Ein fast lebendiger Kontrast zur toten Umgebung – und ein willkommenes Fotomotiv. Ihr leuchtendes Orange hob sich stark vom grauen Untergrund ab. Für einen kurzen Augenblick hatte dieser verlassene Ort wieder etwas Leben in sich.


Doch trotz dieser kleinen Entdeckung war die Ernüchterung groß: Der Fliegerhorst Schönwalde hat fotografisch leider nicht mehr viel zu bieten. Vandalismus hat ganze Arbeit geleistet – die Gebäude sind leer, Wände beschmiert, Fensterscheiben zerstört. Vom ursprünglichen Interieur ist nichts mehr übrig. Die Strukturen sind zwar noch erkennbar, aber alles wirkt ausgehöhlt und lieblos verwüstet. Für ambitionierte Lost-Place-Fotografie reicht das kaum noch aus.

Wenn du also auf der Suche nach wirklich eindrucksvollen verlassenen Orten bist, würde ich dir eher Orte wie das alte Stadtbad Leipzig oder die verbotene Stadt Wünsdorf empfehlen. Beide bieten nicht nur historische Tiefe, sondern auch noch viele Details, Räumlichkeiten und eine Atmosphäre, die das Herz jeder Fotografinnen und Fotografen höherschlagen lässt.
Trotz allem – der Ausflug zum Fliegerhorst Schönwalde war eine Erfahrung. Und manchmal sind es eben auch die enttäuschenden Locations, die uns daran erinnern, wie vergänglich Orte – und ihre Geschichten – sein können.